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Nordwärts – Abenteuer, Landschaften, urbane Schätze und auf Wiedersehen

Klare Seen und tiefe Fjorde. Grün so weit das Auge reicht. Berge zum Wandern, lange Tage und wechselhaftes Wetter. Das Leben und die Entspannung in Norwegen im Spätsommer beginnt hier.
Klare Seen und tiefe Fjorde. Grün so weit das Auge reicht. Berge zum Wandern, lange Tage und wechselhaftes Wetter. Das Leben und die Entspannung in Norwegen im Spätsommer beginnt hier.

Deutschland im Rückspiegel – Norwegen voraus

Die Vollsperrung in Deutschland habe ich längst hinter mir gelassen – und ehrlich gesagt auch schon fast wieder vergessen. Deutsche Autobahnen – Infrastruktur at its best? Klar, tolle Straßen. Aber nirgendwo sonst stand ich so oft im Stau wie hier. Und diese Aggressivität – kaum zu toppen. Deutsche Autobahnen strengen an, und zwar richtig. Ein Tempolimit würde dem Stress und der Gereiztheit auf dem Asphalt der Nation wirklich guttun.


Das merkt man besonders, wenn man viel im Ausland unterwegs ist. Und vor allem, wenn man – wie ich jetzt – eine längere Zeit in Norwegen verbringt. Ein Traum des entspannten Cruisens wartet dort. 80 km/h – viel schneller ist hier fast nirgendwo erlaubt, und ehrlich gesagt: Man will es auch gar nicht. Kurvig, ruhig, wunderschön. Und man kommt trotzdem voran – ihr werdet sehen. Aber dazu später noch mehr.


Die Anfahrt war lang. Über elf Stunden im Auto, um Deutschland – und so gut es geht auch Dänemark – schnell hinter mir zu lassen und so weit nach Norden zu kommen, wie es an einem Tag eben möglich ist. Ein kurzer, aber intensiver Stopp in Dänemark für die erste Nacht. Am nächsten Tag ging’s direkt weiter – bis ganz nach oben, zum nördlichsten Punkt des dänischen Festlands.


Dort noch ein letzter Großeinkauf, um die Vorräte so gut wie möglich aufzufüllen – so viel das Auto (und die Grenzkontrollen) eben hergeben. Denn eins war klar: Norwegen ist bzw. wird teuer. Das wusste ich schon vorher. Dann endlich: ab zur Fähre. Von Hirtshals nach Kristiansand. Eine lange Autoschlange bei Sonnenschein, Motorenbrummen, das rhythmische Rollen der Reifen. Man wartet, schaut den riesigen Stahlkolossen beim Entladen zu – und dann ist man selbst dran. Hochrollen, Motor aus, tief durchatmen. Ein neues Kapitel beginnt ab hier. Das spürt man selbst und liest man auch in den Gesichtern der anderen Mitreisenden.


Oben angekommen, winken wir den großen Windrädern in Hirtshals, deren Rotorblätter fast den Boden berühren, noch hinterher – bei traumhaftem Wetter und strahlender Sonne –, während sich das Schiff langsam in Bewegung setzt. Auf dem offenen Deck haben sich viele Mitreisende versammelt. Manche schauen in die Ferne, andere liegen auf dem warmen, gelb schimmernden Stahlboden, quatschen, entspannen oder dösen vor sich hin. Genau wie ich.


Die Sonne heizt das Deck angenehm auf, der Wind ist mild, der Wellengang ruhig. Eine wunderbar entspannte Überfahrt – etwas über drei Stunden, und schon erreicht man den Süden Skandinaviens. Wir quetschen uns aus dem prall gefüllten Bauch des Schiffes hinaus auf die norwegischen Straßen, und in alle Richtungen verstreuen sich die Autos und Campervans. Für mich geht es direkt noch am ersten Tag weiter bis nach Oslo – die pulsierende Hauptstadt Norwegens mit rund einer Million Menschen im Ballungsraum, in einem Land, das insgesamt nur etwa 5,5 Millionen Einwohner zählt. Weitläufig, ruhig, dünn besiedelt – und wunderschön. Doch in der Metropole Oslo spürt man davon noch nichts.




Oslo in einem Tag: Freundschaft, Wasser, Weitblick

Im Zentrum Oslos habe ich mich mit Marius verabredet, bei dem ich auch übernachten kann. Marius ist ein Surf-Kumpel aus Marokko, der das Surfcamp, in dem ich schon mehrfach zu Gast war, mit aufgebaut hat. Im Sommer ist er meist in seiner Heimat Norwegen und baut maßgeschneiderte Einbaumöbel für hochwertige Apartments. In den kälteren Monaten zieht es ihn nach Marokko, wo er als Mitgründer das Surfcamp am Laufen hält.


Er ist superoffen, herzlich und für jeden Spaß zu haben. Also treffen wir uns am Kai des alten Hafens – heute ein angesagtes Viertel mit modernen Neubauten, horrenden Mieten und schicken Bars und Restaurants – mitten in der Innenstadt von Oslo. Spontan springen wir dort noch ins Wasser. Die Lage und Aussicht sind perfekt: direkt vor den schwimmenden Saunen und dem etwas klotzig wirkenden Munch-Museum. Was für ein Gefühl, hier einfach kurz abzutauchen!


Den Abend lassen wir bei einem Bier gemütlich ausklingen – früh, denn Marius muss am nächsten Morgen zu einem Auftrag. Mich zieht es ebenfalls weiter: Ich will Dominik einholen, der bereits zwei Wochen Vorsprung hat und den Süden Norwegens entlang der Fjorde erkundet. Bald wird er in Trondheim ankommen, wo wir uns verabredet haben, um gemeinsam weiterzureisen.

Das bedeutet leider, dass ich Oslo und den Süden des Landes diesmal recht schnell hinter mir lasse – oder teils ganz auslasse. Aber eines ist sicher: Ich komme zurück. Das möchte ich noch erkunden.


Wenigstens wollte ich am nächsten Tag noch schnell auf den Holmenkollen – den fast 400 Meter hohen Berg am Rande Oslos, auf dem die bekannte Holmenkollbakken steht, die älteste Skisprunganlage der Welt (2008 komplett neu designt). Von dort hat man einen beeindruckenden Blick über Oslo.



Und Marius gab mir noch den Tipp, unbedingt den großen Vigeland-Park zu besuchen – eine wunderschön gepflegte, weitläufige Parkanlage im Herzen Oslos, vollgepackt mit dem Lebenswerk des bekanntesten Bildhauers Norwegens: Gustav Vigeland. Überall stehen seine Werke – 212 riesige Skulpturen aus Stein und Bronze, allesamt nackte menschliche Figuren, und mittendrin Springbrunnen im gleichen Stil und natürlich der monumentale Obelisk „Monolitten“.


Der Park steht ganz im Zeichen des Kreislaufs des Lebens. Man sieht wütend aufstampfende Kleinkinder, spielende Jugendliche, verliebte Paare, trauernde oder fürsorgliche Menschen, Väter und Mütter, die ihre Kinder beschützen, alte Ehepaare, Großväter mit ihren Enkeln – und schließlich Figuren, die den Tod verkörpern. Der Monolitten scheint all das zu vereinen und tatsächlich die Figuren ineinander zu verschmelzen: Geburt, Liebe, Leben, Alter und Vergänglichkeit.


Ein Park als einziges, riesiges Kunstwerk – eine Leistung, die ihresgleichen sucht. Ich verlasse ihn mit demselben ehrfürchtigen Staunen, das man in den Gesichtern vieler anderer Besucher sieht.



Vom Schlappheitsgefühl zum Staunen: Abenteuer auf der Sognefjellet-Route

Nach all diesen Eindrücken zieht es mich weiter in die Natur. Leider bin ich krank – schon in Wittenberg bin ich mit leichten Halsschmerzen und einem ordentlichen Schlappheitsgefühl gestartet. Besser geworden ist es bis hierher nicht, im Gegenteil: Es wurde eher schlimmer. Trotzdem wollte – oder konnte – ich mich davon nicht groß beeinflussen lassen.


Kurz nach Oslo habe ich mir erst einmal eine Apotheke gesucht, um Halstabletten und Schmerzmittel zu besorgen. Die haben mich in den folgenden Tagen fast stündlich begleitet. So kam ich irgendwie über die Runden, musste aber deutlich kürzertreten und weniger Strecke machen, als ich eigentlich geplant hatte, um Dominik einzuholen. Einen Tag musste ich sogar komplett pausieren – es ging einfach nicht anders. Das Wetter war hier oben auch nicht auf meiner Seite: feuchte Nebel und regnerische Tage begleiteten mich entlang des Weges. Eine teils mystische Atmosphäre in den Wäldern, wunderschön im Grünen, aber ein wenig Sonne hätte meiner Krankheit sicher auch gutgetan. Zum Glück konnte auch Dominik seinen Plan entlang meiner Ausfallzeit etwas anpassen, sodass wir uns schließlich ein paar Tage später verabredeten.


Das Wetter hier oben ist ohnehin sehr wechselhaft – und zwar nicht nur von Tag zu Tag, sondern oft stündlich. Von Sonnenschein zu Regen, von windig-kühl zu lauschig-fröhlich innerhalb weniger Minuten. Ungewohnt, aber dank der sehr präzisen norwegischen Wetter-App YR.NO gut planbar. Ich habe mich entlang der kompletten Skandinavienreise täglich nach der kartografischen Niederschlagsvorhersage gerichtet: wann man Kaffee kocht, Essen im Freien zubereitet oder das Dachzelt zwischen Regenschauern am besten schließt. Meist hat das hervorragend funktioniert.




Auf dem Weg nach Trondheim – einem meiner persönlichen Leuchttürme auf dieser Reise – fahre ich über eine der schönsten „Scenic Routes“ Norwegens: die Sognefjellet-Route. Eine 108 Kilometer lange Straße, die sich hoch über den Dächern Norwegens entlang schlängelt und einer echten Berg- und Talbahn gleicht. Lange Straßen hinauf und hinunter. Unbeschreiblich schön, mit traumhaften Ausblicken auf Gletscher, raue Berggipfel mit Schneehängen, kleine Wasserfälle, alte Siedlungen mit begrünten Dächern – und hin und wieder ein paar Schafe entlang des Weges.


Immer wieder halte ich an, um Fotos zu machen oder einfach nur den Ausblick zu genießen. Ich kann es kaum glauben, wie sehr es mir hier gefällt - Reizüberflutung. Alles zusammen ergibt sich ein wohliges Gefühl beim entspannten Cruisen durch die Landschaft, wie man es kaum schöner erleben und nur schwer beschreiben kann. Aber seht auch selbst:



Trondheim empfängt uns: Farbenfroh und das Glück des Wiedersehens

Nicht mehr weit. Noch ein paar hundert Kilometer durch die wunderschöne Landschaft. Eine weitere Nacht am Wasser, mitten in der Natur, mit Nudeln rot zum Abendessen und dem leisen Rauschen des Gewässers in der Nacht. So entspannt erreiche ich – mittlerweile auch wieder etwas fitter – tatsächlich Trondheim. Leuchtturm: Check!


Und wer wartet hier schon am vereinbarten Parkplatz unweit des Airbnbs, das wir uns für die Übernachtung hier gegönnt haben? Na klar: Dominik. Ein schönes Wiedersehen, strahlende Augen, eine feste Umarmung und Freude pur. Ab jetzt gemeinsam weiter. Yes.


Pünktlich angekommen – sogar etwas zu früh – müssen wir nun noch eine Stunde warten, bis wir das Apartment beziehen können. Wäsche waschen ist erste Priorität für uns. Auch das gehört zum Camper-Leben dazu. Danach machen wir uns zu Fuß auf, die Stadt ein wenig zu erkunden. Die Kulisse mit den bunten Holzhäusern, die sich im Wasser des Flusses Nidelva spiegeln, enttäuscht nicht. Auf Bildern schon unzählige Male gesehen - doch mit den eigenen Augen und dem Erlebnis hier dann doch nicht ansatzweise vergleichbar. Selbst die Sonne begrüßt uns freundlich, während wir quasselnd über die bisherigen Erlebnisse, die Pläne der nächsten Tage, ein wenig gemischte Weltpolitik und allerlei andere Themen durch die malerische Stadt schlendern. Unser Ziel: die Festung Kristiansten, von der aus man die Stadt einmal rundum überblicken kann – vom Meer bis weit ins Land hinein. Einfach schön hier oben auf dem Festungshügel – sowohl die visuelle Aussicht als auch die innere Aussicht darauf, dass es nun zu zweit weitergeht (denk sich scheinbar auch das Pärchen neben uns).


Wir genießen auch die Kulinarik hier ein wenig: zum Beispiel ein paar wirklich teure Leckereien und einen Kaffee am Fuße der schönen Fassade des Nidarosdoms oder eine leckere Pizza am Abend, nahe des Meeres. Eine willkommene Stärkung für das, was noch kommen sollte. Ein Abenteuer.



Was genau wir ab nun gemeinsam erleben und wo es uns von hieraus hin verschlägt?

Bleibt gespannt.


 
 
 

1 Kommentar

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Petra
16. Okt.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Deine Worte in den Ohren derer, die es entscheiden könnten: „Ein Tempolimit würde dem Stress und der Gereiztheit auf dem Asphalt der Nation wirklich guttun.“ Und noch so viel mehr Positives würde es zur Folge haben… 💚

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